Bettina und Jörg Körsten haben hier mit viel Herzblut ursprünglich drei verschiedene Betriebe miteinander vereint und aufeinander abgestimmt. Jörg Körsten übernahm seinen elterlichen Betrieb mit nur 19 Jahren, nachdem sein Vater bei einem Unfall auf dem Hof schwer verletzt wurde. Damals lag der Betriebsschwerpunkt auf Schweinemast und Zuchtsauenhaltung im Vollerwerb. Zusätzlich bot Jörg Körstens Mutter „Ferien auf dem Bauernhof“ an.
Heute wird Mutterkuhhaltung und Bullenmast im Nebenerwerb betrieben. Die Tiere leben fast ganzjährig auf Weiden. Während des Stallaufenthalts besteht für die Mutterkühe die Möglichkeit, sich auch im Freien aufzuhalten. Durch diese Haltungsform wird das Grünland naturnah bewirtschaftet und die Diversität des Artenreichtums gefördert. Des Weiteren werden die Talauen und Waldwiesen vor Verbuschung bewahrt. Biodiversität zeichnet den Hof aus, was auch zur Anerkennung als „Partnerbetrieb Naturschutz“ führte. Der vielfältige Ackerbau ist geprägt von oft wechselnden Kulturen: Winterungen, Sommerungen und Zwischenfrüchte werden im Wechsel angebaut. Zudem werden gewisse Flächen gezielt als Brachland für Wild und Bienen vorbehalten. Der Honig dieser Bienen kann auf dem Hof erworben werden. Jörg Körsten legt größten Wert auf nachhaltige Kreislaufwirtschaft und damit einhergehend einen Aufbau von Humus im Boden. Damit versucht er den Betrieb auf das sich verändernde Klima vorzubereiten. Seine Philosophie lautet: „Die Energie, die wir nicht verbrauchen, ist die Beste."
Mithilfe einer manuell steuerbaren Reifendruck-Regelanlage kann der Reifendruck während der Fahrt verändert werden, sodass die Auflagefläche des Traktors größer oder kleiner wird. Mit hohem Druck in den Reifen und ohne großen Rollwiderstand wird so die Fahrt auf hartem Boden optimiert. Auf dem Feld wird der Druck deutlich verringert und die Auflagefläche dadurch vergrößert. Dies senkt den Energieverbrauch um bis zu 10 Prozent. Ebenfalls verringert sich der Druck, der auf den Boden ausgeübt wird und somit auch dessen Verdichtung. Die mit selbst erzeugtem Futter ausgemästeten Bullen werden ausschließlich vom Metzger im Nachbarort geschlachtet. Dies ermöglicht einen kurzen Transportweg, somit weniger Stress für das Tier, und Jörg Körsten kann bis zum Schluss bei dem Tier bleiben. Es ist auch möglich, Rinderviertel direkt ab Hof zu beziehen. Als nächstes ist ein Waschplatz mit einem Phytobac-System geplant. Dabei wird das Reinigungswasser z. B. von Maschinen aufgefangen und anschließend in einem „biobed“ mikrobiologisch gebunden und abgebaut. Selbst Reste von Pflanzenschutzmitteln können so zersetzt und die Verunreinigung von Boden und Grundwasser minimiert werden.
Seit 2021 ist der Betrieb Körsten auch LoB. Bettina und Jörg Körsten sind für die Themen der Schulklassenbesuche offen. Energie, Boden, Tiere, Pflanzen und Kreislaufwirtschaft kann ebenso wie Ethik ein Thema für den Besuch ihres LoB-Betriebes sein. Der Ablauf des LOB-Besuches wird in enger Absprache mit der Lehrkraft durchgeführt. So können die Schülerinnen und Schüler zum Beispiel, unter Aufsicht von Jörg Körsten, die Tiere füttern und streicheln. Wenn sie sich denn trauen, sich den großen Tieren zu nähern. Beim Beobachten der Tiere auf der Weide können die Verhaltensweisen unverfälscht wahrgenommen werden. Das friedliche und gemütliche Grasen der Tiere hat eine beruhigende Wirkung auf den Beobachtenden.
„Getreu dem Motto: Die Landwirtschaft ist kein Streichelzoo, die Landwirtschaft und der Landwirt können viel! Die Natur schützen, Grundwasser bewahren und sicherstellen, Energie liefern und nicht zuletzt gesunde, hochwertige Nahrungsmittel produzieren, die wir mit Genuss verzehren können. Wir möchten den Schülerinnen und Schülern einen Weg zeigen, wie die Landwirtschaft mit Hilfe des Verbrauchers fast autark leben und wirtschaften kann. Trotz gezielter Anbauplanung, Fruchtwechseln, richtiger Sortenwahl und einer passenden Düngung können Pflanzen erkranken und müssen entsprechend behandelt werden. So wie auch Tiere bei Krankheit entsprechend behandelt werden müssen. Denn ganz auf den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu verzichten, würde der Pflanzengesundheit eher schaden. Es sollte möglich sein, solche Werkzeuge einzusetzen.“