Der LoB-Betrieb des Monats Januar 2025 ist der Hubertushof aus Irmtraut im Westerwaldkreis. Der Hof wurde 1972 als Aussiedlung neu gegründet und nach Großvater Hubert benannt. Sohn Matthias übernahm dann mit Frau Monika den Betrieb und heute besteht die GbR Müller-Endres zusätzlich aus der dritten Generation, Carolin Endres (Tierärztin) und Ehemann Tobias (Agraringenieur). Die zweite Tochter, Laura Duchscherer aus Neunkirchen, ist Bauernhofpädagogin, betreut die LoB – Besuche und packt, wenn nötig, ebenfalls mit an auf dem Hof.
Die Familie hat schon immer Milchkühe gehalten. Mit der Aussiedlung und dem Bau eines neuen, modernen Boxenlaufstalls erfolgte die Spezialisierung in Richtung Milchviehhaltung. Heute leben 280 Milchkühe auf dem Hubertushof und 170 Jungtiere aus der eigenen Nachzucht. Darunter befinden sich auch rund 30 sogenannte Trockensteher. Dabei handelt es sich um tragende Kühe, die nicht mehr gemolken werden und bis zur Geburt ihrer Kälbchen Pause haben. Im Sommer genießen diese Kühe die Zeit auf der Weide direkt neben dem Stall und können selbst wählen, wann sie rein oder raus möchten. Die übrigen Tiere verbleiben im Stall und haben große Ausläufe zur Verfügung. Da die Zucht über künstliche Besamung geregelt wird, können viele der Färsen behalten werden, da kein Risiko der Inzucht besteht, bzw. kein Zuchtbulle ausgetauscht werden muss. Kühe, die aus diversen Gründen nicht weiter zur Zucht eingesetzt werden sollen, werden zumeist mit einer Fleischrinderrasse belegt und die daraus entstehende Nachzucht geht an Mastbetriebe, weiblich wie männlich. Hier liegt das Zuchtziel vermehrt auf Muskelmasse und Fleischigkeit anstatt auf Milchleistung. Dementsprechend setzen die Tiere schneller und mehr Masse an. Diese Kälber und alle männlichen aus der Milchviehzucht werden mit ca. 4 Wochen an einen Viehhändler verkauft. Von dort gelangen sie zu Mastbetrieben und dürfen, vertraglich festgelegt, nur in deutschen Schlachthäusern weiterverarbeitet werden. Somit werden den Tieren lange und stressige Transportwege erspart. Die produzierte Milch von den Kühen wird alle zwei Tage von der Hochwaldmolkerei abgeholt und in Thalfang weiterverarbeitet. Die gesamten 200 Hektar Grünland und 80 Hektar Ackerland werden zur Versorgung der Kühe bewirtschaftet. Die Gülle der Tiere wird in die hofeigene 75 KW Biogasanlage vergoren und erzeugt somit Strom, der in das öffentliche Netzwerk eingespeist wird. Ein Nebenprodukt des Prozesses ist Wärme. Diese wird genutzt um Wohnhaus und Stallungen zu heizen. Die Größe der Anlage ist dabei auf die Anzahl der Tiere abgestimmt, sodass der Betrieb nichts extra anbauen muss um die Anlage zu unterhalten, wie zum Beispiel Mais.
Laura Duchscherer, Carolin und Tobias Endres legen im Betrieb großen Wert auf Regionalität, Tierwohlorientierung, Zukunftsorientierung, Modernisierung und Verantwortungsbewusstsein. Sie wolle als gutes Beispiel für die Landwirtschaft voran gehen und Kindern die Landwirtschaft näherbringen. Für LoB-Besuche werde meist das Thema „Vom Kalb zur Kuh“ gewählt. Hierbei werden die Schüler*innen in Gruppen aufgeteilt und können sich an verschiedenen Stationen Inhalte selbst erarbeiten. Zu den Themen gehören Futtermittel, der Stall, Aufzucht, Melken, Tierpflege, Ernährung und die Kälber. Beim Thema Ernährung wird auch gern Butter aus Sahne selbst geschlagen und mit Brot verköstigt. Außerdem stellt die Molkerei für die LoB-Besuche Trinkpäckchen zur Verfügung, sodass die produzierte Milch vom Hof indirekt probiert werden kann, da Rohmilch vom Betrieb aus hygienischen Gründen nicht direkt zum Verzehr angeboten werden darf. Im Anschluss werden die Stationen gemeinsam besprochen und Laura Duchscherer korrigiert die Ergebnisse wo nötig. Zuletzt besucht die Gruppe das Melkkarussell. Dieser Ort sei auch der Favorit aller Kinder. Zum Melken lässt Laura Duchscherer dann eine besonders zahme Kuh ins Karussell und die Kinder dürfen sich selbst ausprobieren. Irgendwann sei auf dem Hubertushof auch eine Umstellung zu Melkrobotern geplant, aber noch nicht morgen. Die Abschlussrunde sei für Laura Duchscherer stets das persönliche Highlight. Wenn die Kinder begeistert erzählen, was sie von ihrem Besuch mitnehmen und warum sie den Bauernhof toll finden. Dies sei eine tolle Bestätigung der täglichen Arbeit. Neben den Schulklassen besuchen auch Kitas den Hubertushof. Früher wurden auch Ferienprogramme angeboten, hierfür fehle aber aktuell die Kapazität, neben den fünf eigenen Kindern. Seit 2022 gibt es jährlich ein Maislabyrinth und in unregelmäßigen Abständen auch Hoffeste – eine gute Gelegenheit sich selbst ein Bild vom Hof zu machen. Vielen Dank für das Interview.
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Hubertushof Müller-Endres GbR