| Wällerhof der Familie Augst aus Helmenzen

Betrieb des Monats Juni

Unser LoB-Betrieb des Monats Juni kommt aus Helmenzen im Westerwald. Hier betreibt Familie Augst den „Wällerhof“ bereits in siebter Generation.
Silke Augst und Ehemann mit Hühnern im Arm.

Den Namen trägt der Hof aber erst seit 2018, als Matthias und Silke Augst offiziell den Betrieb übernommen haben und sich dazu entschieden, in die Direktvermarktung einzusteigen. „Wäller“ ist dabei ein regional bekannter Dialekt und steht für „aus dem Westerwald“. Auch die vorherigen Generationen haben bereits Milchvieh gehalten und gezüchtet, zeitweise gab es auch Schweine. Vor 30 Jahren wurde diese Aussiedlung begründet und Matthias Augsts Eltern bauten einen neuen Stall für 70 Kühe. Der vormalige Hof im Dorfkern geht auf 1775 zurück. Ein weiterer Betriebszweig ist der Ackerbau mit Getreide und Kartoffeln. Ebenfalls seit 2018 betreibt Familie Augst Hühnermobile. Angefangen wurde mit 200 Hennen, aufgrund sehr hoher Nachfrage leben mittlerweile 1100 Hennen in verschiedenen Hühnermobilen rund um den Hof verteilt. Neben der Direktvermarktung beliefert Familie Augst auch Petz Rewe mit Eiern und Kartoffeln, die Milch geht an eine Erzeugergemeinschaft. Silke Augst besucht außerdem zur Weihnachtszeit einige Märkte und bietet die Produkte auch dort an.

Die Bullenkälber bleiben am Hof und werden mit ca. acht Monaten kastriert. Somit können sie als Ochsen bis zur Schlachtreife mit den Jungrindern zusammen leben und werden dann regional geschlachtet und vom Metzger im Nachbarort vermarktet. Ochsenfleisch von Milchkuhrassen gilt als besonders zart und haltbar. Im Sinne der Kreislaufwirtschaft kann das Fleisch auch direkt vom Wällerhof bezogen werden. Die Nachzucht erfolgt per künstlicher Besamung durch einen Tierarzt.

 Silke Augst hat ursprünglich als Kinderkrankenschwester und Stillberaterin gearbeitet und betont, dass die Motivation zur Landwirtschaft aus dem tiefsten Inneren kommen müsse. Gerade bei der Tierhaltung, im speziellen Milchvieh, könne man sich keine größere Verantwortung und Aufgabe aufbürden. Für sie sei die Landwirtschaft immer ein Mittelweg, ein Kompromiss. An oberster Stelle stünden das Tierwohl und der schonende Umgang mit den verfügbaren Ressourcen. Ihr Ziel sei es, auch ohne Subventionen wirtschaftlich arbeiten zu können. Der Betrieb solle möglichst nachhaltig sein, müsse aber auch ökonomisch bleiben. Unternehmertum bedeute niemals Stillstand, Investitionen müssten getätigt werden, aber schrittweise und ohne die nachfolgende Generation zu sehr damit zu belasten. Einer der beiden Söhne strebt eine Ausbildung zum Landwirt an. Seit 2017 ist der Betrieb auch LoB und kurz darauf hat sich Silke Augst zur Bauernhofpädagogin weitergebildet. Ihr Schwiegervater hatte bereits in jungen Jahren begonnen, Wissen über die Landwirtschaft weiterzugeben, schon damals besuchten regelmäßig Schulklassen den Hof. Die 20-30 Schulklassenbesuche pro Saison sind aktuell von April bis Oktober möglich. Über den Winter fehlt ein warmer Raum für die Kinder und es gilt Kartoffeln zu packen und auszuliefern. Als Unterrichtsthemen werden „Vom Ei zum Huhn“ und „Vom Kalb zur Kuh“ angeboten. Besonders beliebt bei den Schüler*innen sind die Kälbchen. Diese werden gefüttert und versorgt, dazu gehört auch die Analyse der Futterration und deren Bestandteile. Spannend ist es auch, den Melkroboter in Aktion zu erleben und zu sehen, wie eine Kuh selbstständig den Roboter aufsucht. Abgerundet wird das Konzept mit einem Quiz oder Butter schütteln, je nach Zeitplan und Altersstufe. Silke Augst legt dabei Wert darauf, dass die Besuche in der Schule vor- und nachbereitet werden, kurzfristige Besuche an Wandertagen lehne sie mittlerweile ab. Stehen die Hühner im Mittelpunkt, dürfen die Kinder ins Gehege eines Hühnermobils und die Hühner füttern. Anschließend werden Eier gesammelt, gestempelt und verpackt. Auch werden die unterschiedlichen Haltungsformen von Hühnern und deren Vor- und Nachteile besprochen. Bei den Besuchen fällt Silke Augst oft auf, dass es den Kindern an Verständnis für die Tiere mangelt, woher solle es auch kommen? Die Kinder seien teilweise sehr unruhig und ließen sich kaum von den Lehrkräften in Schach halten. Ein schöner und erstrebenswerter Moment sei es dann für die Landwirtin, wenn die Kinder ganz ruhig und leise werden, wenn sie geduldig ausharren müssen, bis die Neugier der Kälbchen überwiegt und diese sich den Kindern annähern.

Neben Schulen besuchen auch Kindergärten und Kirchengruppen den Betrieb. Jährlich wechselnd veranstaltet die Familie Augst ein Hoffest oder einen Tag der offenen Tür. Hin und wieder gibt es Fachvorträge und am 08.06.2024 findet ein Lernorttag für die ganze Familie und pädagogisches Fachpersonal auf dem Hof statt – Landwirtschaft zum Anfassen von und mit Menschen, die ihre Leidenschaft zur Landwirtschaft gerne mit uns teilen. Von 14.00 bis 18.00 werden verschiedene Mitmachaktionen für Kinder angeboten und auch für Verpflegung wird angeboten.

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