Heute möchten wir uns mit dem Makrobaustein des Handels innerhalb der BNE auseinandersetzen, denn hier gibt es beständig das meiste Diskussionspotenzial. Das häufigste Missverständnis ist hierbei eine Gleichsetzung vom Handeln in BNE-Sinne mit der klassischen, aus der Didaktik bekannten Handlungsorientierung, wie sie beispielsweise beim Lehr-Lern-Modell von Josef Leisen vorkommt.
Unter Handlungsorientierung versteht man im Allgemeinen, dass die Lernenden während des Unterrichts Aktivitäten ausüben. Das kann beispielsweise das Erstellen eines Handlungsproduktes (Plakat, Präsentation) oder eine Tätigkeit wie das Kartoffelraffen auf einem Acker unserer Partnerbetriebe sein. Solches Lernen mit „Kopf, Herz und Hand“ ist wichtig, macht Ihren Unterricht aber noch nicht zur BNE.
In der BNE steht der Makrobaustein des Handels am Ende einer Dreierkette. Erkennen, Bewerten, Handeln sind die didaktischen Schritte von BNE. Die ersten beiden Schritte können sich hierbei mehrfach wiederholen, bis schließlich der Handlungsbaustein angegangen wird. Handeln im Sinne der BNE zielt auf die Änderung eines problematischen Sachverhaltes ab. Häufig geschieht das Handeln außerhalb des Unterrichts und ist somit nur bedingt beeinflussbar, aber auch im Unterricht stattfindende Projekte können „echtes“ BNE-Handeln sein. In jedem Fall sollten Schülerinnen und Schüler am Ende einer BNE-Reihe für sie realistische Handlungsoptionen kennen. Das war jetzt alles sehr theoretisch. Wie sieht es in der Praxis aus?
Sie planen eine Reihe zum Thema „Warum machen spanische Tomaten durstig?“ In Ihrer Unterrichtsreihe möchten Sie den Verbrauch virtuellen Wassers problematisieren. Gemeinsam mit Ihren Lernenden fahren Sie während der Erntesaison zu einem Gemüsebauer. Dieser zeigt euch seine Bewässerungssysteme und erklärt, wie viel Wasser für welche Gemüse hier in Deutschland benötigt werden. Vielleicht könnt ihr auch die Effizienz von verschiedenen Bewässerungsarten berechnen. Gemeinsam dürft ihr dann einige Tomaten ernten, inklusive Verkostung. All dies ist guter, handlungsorientierter Unterricht, spielt sich innerhalb der BNE allerdings auf der Ebene des Erkennens und Bewertens ab. Jetzt kommen wir zum Handeln im Sinne der BNE. Eine mögliche Handlungsoption ist es, den eigenen Konsum kritisch zu hinterfragen und künftig den Wasserbedarf von Früchten zum Teil der eigenen Kaufentscheidung werden zu lassen. Vielleicht gibt es aber bei euch an der Schule auch einen Kiosk oder eine Mensa, die bisher noch wenig Augenmerk auf den Verbrauch virtuellen Wassers gelegt hat. Ihr setzt euch mit dem oder der Betreibenden zusammen und beschließt eine gemeinsame Aufklärungskampagne. Bei jedem auswählbaren Gericht soll zukünftig angegeben werden, ob der Großteil der Zutaten aus regionalem Anbau stammt und wie viel Wasser für die Herstellung einer Portion benötigt wurde. Auf einem großen Plakat informiert ihr zusätzlich über die Thematik. Hierdurch ermöglicht ihr der Schulgemeinschaft wassersensible Konsumentscheidungen zu treffen.
Was war Ihr letzter Handlungsbaustein einer BNE-Reihe?
Quellen:
- https://www.goethe.de/resources/files/pdf238/lanying-xiang_handlungsorientierter-unterricht.pdf
- https://ges.engagement-global.de/publikationen.html
- https://www.lehr-lern-modell.de/