| Neue Betriebe 2024

Landwirtschaftlicher Betrieb Hirsch

Ackerbau und Mutterkuhhaltung in siebter Generation mitten im Ortskern.
Kinder beobachten Mutterkühe auf der Weide

Unser vierter neuer LoB-Betrieb aus 2024 ist der landwirtschaftliche Betrieb Hirsch aus Hütschenhausen im Landkreis Kaiserslautern. Bereits in siebter Generation wird hier familiengeführt, aktuell im Nebenerwerb, Ackerbau und Limousin Mutterkuhhaltung mitten im Ortskern betrieben. Die Betriebsgründung reicht zurück bis ins 19. Jahrhundert. Zu den zwölf Kühen mit Nachzucht gesellt sich ein Bulle im Wechselmodell. Dieser wird alle zwei Jahre ausgetauscht bzw. an einen anderen Betrieb abgegeben. Bis 2011 lebten auf dem Betrieb noch Rotbunte Milchkühe. Aufgrund der bereits ausgeschöpften Betriebsfläche im Dorfkern war ein Umbau für mehr Tierwohl nicht möglich, sodass der Betriebsschwerpunkt umgestellt werden musste. Liegt das Hoftor noch direkt an der Hauptstraße, können die Kühe „hinten raus“ direkt auf die ca. 10 Hektar Weidefläche spazieren. Die Färsen, also junge Kühe, die selbst noch keine Kälber hatten, werden zumeist behalten. Die Jungbullen bleiben von Frühjahr bis Herbst bei ihren Müttern und werden anschließend in eine umliegende Aufmast abverkauft oder eigens gemästet. Auf den weiteren Ackerflächen des Betriebes werden Weizen, Raps, Roggen, Kleegras, Silomais und Kartoffeln angebaut. Letztere können direkt ab Hof bezogen werden. Der Überschuss an Grünland, Kleegras und Silomais wird in einer Biogasanlage in Ramstein vergoren. Katja Hirsch und ihr Mann Sascha Gensinger-Hirsch führen stolz die Familientradition fort. Sascha Gensinger-Hirsch kommt von einem Pferdehaltungsbetrieb und betreibt ebenfalls Landwirtschaft. Die beiden legen großen Wert darauf, die Tiere und den Betrieb gesund zu erhalten. Auch wäre eine Umstellung zum Vollerwerbsbetrieb denkbar, wenn einer oder beide Söhne eine Aussiedlung des Betriebes an den Ortsrand anstreben. Katja Hirsch betont, dass die Mutterkühe den Betrieb nicht finanzieren, aber Tiere gehörten nun mal zu einem Bauernhof dazu. Für LoB-Besuche werden daher auch immer ihr Pferd und das ihres Schwiegervaters auf den Hof gebracht und auch die Schafe des Nachbarn können begutachtet werden. Ein weiteres, beliebtes Unterrichtskonzept bilden die 20 Hühner, die ebenfalls ganzjährig auf dem Hof leben.
Katja Hirsch ist als Verwaltungsfachangestellte seit 1999 in der Kreisverwaltung Kaiserslautern tätig und hat später die Ausbildung zur Landwirtin in der Abendschule absolviert. Ihre eigenen Kinder hätten sie dazu motiviert LoB zu werden. Früher habe sie stets die Klassen, in die ihre beiden Söhne gingen, eingeladen, den Hof zu besuchen. Dabei sei sie oftmals überrascht gewesen vom Unwissen der Kinder gegenüber der Landwirtschaft, auch im ländlichen Raum. Für sie sei es ein tolles Gefühl den Kindern Wissen an die Hand geben zu können und deren Aha-Effekte zu erleben. Gerne lässt sie sich von den Gesprächen mit den Kindern inspirieren und bastelt für den nächsten Besuch neue Stationen. So entstand z. B. auch eine „Melkstation“. Besonderes Interesse erwecke auch eine alte Viehwaage, auf der sich eine gewisse Anzahl an Kindern, Strohballen, Heuballen und vieles weitere wiegen lasse.
Man müsse aber auch persönlich dazu bereit sein, sich und sein Leben zu öffnen und die anfallende Kritik anzunehmen. Ein Bauernhof sei überdies ein idealer Ort für praktisches Lernen. Auf dem Betrieb seien bisher keine Umbaumaßnahmen speziell für LoB nötig gewesen, lediglich eine Scheune wird für den Besuchstag geräumt und dient als gemeinsamer Treffpunkt und Pausenraum. LoB sei für Katja Hirsch auch eine super Maßnahme, um sich und den Hof stetig weiterzuentwickeln und zur Ordnung aufzurufen. Die Schulklassenbesuche werden hauptsächlich über die Frühjahrs- und Sommermonate angeboten und stünden meist unter dem Schwerpunkt Mutterkuh, denn hier können die Tiere auf der Weide bei ihrem natürlichen Verhalten beobachtet werden. Über die Wintermonate könnten die Kühe zwar auch angeschaut werden, aber bedingt durch die Klassengröße oftmals nur durch das Stalltor im Hof. Dann seien die Themen Kartoffel, Hühner oder auch Maschinen interessanter. Bisher macht Familie Hirsch ihren LoB über Mund-zu-Mund Propaganda publik und empfängt Kindergartengruppen bis hin zu Schulklassen der Stufe sechs. Geburtstage auf dem Bauernhof wolle Katja Hirsch bewusst nicht anbieten, da für sie der Zusammenhang zwischen Bauernhof und Wissenstransfer nicht gegeben sei. Vielen Dank für das Interview.

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