Der LoB-Betrieb des Monats April ist der Wiesenhof der Familie Aller aus Maxsain im Westerwaldkreis. Hier betreiben Andreas und Annette Aller mit Tochter Antonia Milchviehhaltung und Bullenmast auf 100 ha Grünland und weitere 100 ha Ackerbau. Hier werden Weizen, Gerste, Hafer, Triticale, Futtermais, Ackerbohnen und Kleegras angebaut. 1961 siedelte der Betrieb mit 25 Milchkühe in Anbindehaltung und deren Nachzucht, sowie 20 Mastschweine, aus. Die Schweine waren als Betriebszweig allerdings nicht sehr rentabel und mussten 1990 den Hof verlassen. 1979 wurde dann ein Boxenlaufstall für mehr Tierwohl gebaut, dieser wurde 1993 nochmals verdoppelt. Seit 2018 wird der Betrieb biologisch bewirtschaftet und ist Partnerbetrieb Naturschutz geworden. Heute leben 90 Milchkühe auf dem Wiesenhof. Die Nachzuchten werden allesamt selbst ausgemästet bzw. verjüngen den Bestand an Milchkühen. Die Milchkühe werden künstlich besamt von Andreas und Antonia Aller als Eigenbestandsbesamer. Für die Fleischrinder steht ein Bulle während der Weidesaison zur Verfügung. Die Rohmilch wird alle zwei Tage von der Upländer Bauernmolkerei abgeholt. Das Rindfleisch wird über die Bio Rind & Fleisch EZG vermarktet. Einige Tiere werden auch direkt an Kunden ab Hof vermarktet. Diese werden von der Metzgerei Leistner in Gemünden geschlachtet. Passend zur Bio Haltung der Tiere soll hier auch der letzte Tag möglichst ruhig und stressarm ablaufen. Dieser Metzger verfügt auch über eine Zulassung zur Weideschlachtung. Daneben leben noch Bienen, Hühner, Katzen und Irische Wolfshunde auf dem Wiesenhof. Letztere begleiten auch auf Wunsch die Besucher*innen und bieten sich, dank ihres ruhigen und freundlichen Wesens, gern als tierische Therapeuten an.
Der Betrieb ist seit 2012 offiziell auch LoB. Annette und Antonia Aller sind beide ausgebildete Bauernhofpädagoginnen, Tochter Antonia betreut gern Oberstufenklassen auf dem Hof. Annette Aller erinnert sich noch gut an die Zeit vor LoB, als sie begann den Betrieb für die Kindergartengruppen und Schulklassen ihrer Kinder zu öffnen. Gegenüber den Führungen von damals können die interaktiven Konzepte von heute glänzen. Durch Mitmachen würden die Kinder besser erreicht und alle Sinne würden angesprochen, im Gegensatz zum „Frontalunterricht“. Annette Aller ist seit 2021 auch Zertifizierte Klimabotschafterin. Sie lege besonders Wert darauf, den Kindern zu vermitteln, was diese konsumieren müssten, um das Klima nachhaltig zu entlasten. Ein Aspekt ist ein bewusster Fleischkonsum. Die Tiere, die auf dem Hof sind, müssten für unser Fleisch sterben und sollten nicht als Wurst auf dem nicht gegessenen Pausenbrot in der Mülltonne landen. Dabei sollte ökologisch hergestelltes Fleisch für mehr Menschen erschwinglich werden. Bei nicht nachhaltig erzeugten Produkten müssten die Kosten der Spätfolgen eingepreist werden. Hierzu zählt Annette Aller u.a. die Verunreinigung von Böden und Gewässern, deren Beseitigung nicht unmittelbar im Preis der Fleischprodukte beinhaltet sei. Im Zeichen des Klimaschutzes erweitere sie seit nunmehr 25 Jahren ihren Hof stetig um Hecken, Sträucher und Bäume. Somit hätten die Tiere im Sommer genug Schatten auf den kargen Weiden, die Biodiversität würde gefördert und Lebensräume für weitere Tiere geschaffen. Bei den Schulbesuchen seien ohnehin die Tiere das Highlight. Am liebsten hielten sich die Kinder in den Abkalbeboxen auf, wo sie einstreuen und in direkten Kontakt zu den Kälbern kommen können. Im alten Stallteil können die Schülerinnen und Schüler direkt die Mindestanforderungen an konventionelle Betriebe und die biologische Haltung vergleichen und anschließend die Kühe auf der Weide mit Getreideschrot füttern und streicheln. Im Melkstand dürfen die Kinder selbst mal ein Euter anfassen und versuchen zu melken. Auch den Zitzenbecher dürfen sie ansetzten. Zum Schluss schallt ein Lachen durch den Stall, wenn die Kinder ihre Finger mal in die Zitzenbecher halten, um zu fühlen wie diese an ihren Fingern saugen. Ein besonders prägendes Erlebnis war für die Bauernhofpädagogin eine Grundschülerin, welche kaum aus dem Bus ausgestiegen bereits eine Wäscheklammer auf ihre Nase gesetzt habe, um dem „Gestank“ zu entkommen. Schlussendlich sei der Geruch dann doch nicht so schlimm gewesen und die Kinder haben verstanden, dass im Sinne der Kreislaufwirtschaft auch die Ausscheidungen einen wertvollen Platz einnehmen – nämlich als wichtiger Dünger für die Felder. Vielen Dank für das Interview.
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Wiesenhof Familie Aller
Betrieb des Monats April 2025
Hier betreiben Andreas und Annette Aller mit Tochter Antonia Milchviehhaltung und Bullenmast auf 100 ha Grünland und weitere 100 ha Ackerbau.

© Annette Aller